Montag, 5. August 2013

Neulich auf der Bank

Letzte Woche musste ich drei mal auf die Bank. Wie immer stehen da 10 - 20 Leute vor zwei Schaltern und warten ... und warten ... und warten. Rechts am Schalter steht eine Dame, die braucht ewig, waehrend es am linken Schalter relativ zuegig vorangeht. Ich muss €20 einzahlen und bin gleich dran. Ploetzlich kommt von hinten ein alter Opa mit seinem Stock nach vorne gelaufen, stellt sich direkt hinter die Frau am linken Schalter und faengt an sie vollzulabern. Von wegen er braucht nicht lang, es geht schnell etc. Sie weist ihn daraufhin, dass er sich in die Reihe stellen soll, so wie alle anderen Leute. Er grinst sie nur an und atmet ihr weiter ins Genick. Keiner sagt was und ich denke mir "Scheisse! Aber was soll's, lassen wir den alten Sack halt vor."

Endlich ist die Dame am rechten Schalter fertig. Ich lege meine €20 und den Ueberweisungsschein auf den Tresen und meine scherzhaft:
"Gottseidank, ich dachte schon die wollte hier uebernachten!"
Da dreht sich die Dame links zu mir um und meint:
"Meinen sie mich?"
Ich sage:"Nein, ich meinte die hier!"

Der Opa grinst und die Frau hinter dem Schalter guckt mich nur an. Ich guck zurueck und fuer ein paar Sekunden passiert ueberhaupt nix.
Ich sage:"Koennen wir? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!"

Ziemlich angekotzt nimmt sie meine Sachen entgegen, gibt mir die Quittung und ich darf endlich verschwinden. Draussen atme ich erstmal tief durch und fahre dann nach hause.

Ung. eine halbe Stunde spaeter, waehrend ich mit den Hundis unten auf der Wiese meine Runden drehe, klingelt mein Handy. Es ist die General-Managerin der Bank, die mir mitteilt, es laege eine Beschwerde gegen mich vor. Als ich frage um was es denn genau geht sagt sie:
"Sie waren doch vorhin bei uns und haben was eingezahlt? Die Schalterbeamtin hat sich ueber sie beschwert, weil sie sie grob behandelt haben. Deshalb konnte sie nicht mehr arbeiten!"
Ich denke, ich hoer nicht recht und sage:
"Was war denn mit dem alten Mann, der sich vorgedraengelt hat. Ueber den hat sich keiner beschwert, oder?"
Davon wuesste sie nichts, meint sie und ab da haelt sie mir einen Vortrag ueber Geschaeftsgepflogenheiten und die Art und Weise wie man sich zu benehmen hat. Sie sagt:
"Wenn sie weiterhin in Ennis Geschaefte machen wollen, muessen sie das Personal respektieren!"
Ich fange an zu lachen und sage: "Schliessen sie doch mein Konto!"

Daraufhin lege ich auf.

Natuerlich weiss ich ganz genau woher der Wind weht. Vor ein paar Wochen hatte sich ein Traveller vorgedraengelt und ich sagte ihm er soll sich hinten anstellen. Was er dann auch tat. Ein andermal standen da wieder zig Leute und es war nur ein Schalter offen. Als ich genau die selbe Schalterbeamtin fragte, warum sie nicht einen weiteren Schalter aufmacht meinte sie ganz verdutzt, sie waere alleine hier. Und wieder ein andermal draengelte sich schon wieder ein Traveller vor. Diesmal bekam ich es garnicht mit, weil ich spaeter kam und er schon am Schalter stand. Ich hoerte nur wie die Leute darueber murrten und als ich laut fragte, warum sich keiner beschwert, zuckten sie nur mit den Schultern.

Und genau das ist der springende Punkt: keiner sagt was. Niemand beschwert sich. Ausser mir. Ich bin wohl der Einzige, der rummault und das passt wohl dem Personal nicht.

Es gibt eine goldene Regel in Irrland: Wenn es darauf ankommt, haelt man einfach nur den Mund und sagt nix! Erst hinterher, wenn es zu spaet ist.

So, meine lieben Freunde, sind die Iren.

Also gehe ich ein paar Tage spaeter wieder zur Bank und verlange mit der Managerin zu sprechen. Ich komme auch sehr schnell dran und sitze in ihrem Buero. Und wieder haelt sie mir den gleichen Vortrag. Doch diesmal lasse ich sie erst garnicht ausreden. Ich sage: "Sie brauchen sich nicht zu wiederholen. Guter Kundenservice scheint ihnen wohl ein Fremdbegriff zu sein?"
Sie holt ersmal Luft und legt mit einem neuen Vortrag los: Waehrend alle anderen Banken ihre Tueren fuer immer zugemacht haetten, waere ihre Bank noch offen und sie setzten alles daran die Kunden nicht zu enttaeuschen. Natuerlich haeten sie dafuer harte Entscheidungen treffen muessen. Es gaebe zwar weniger Schalter aber dafuer Online-Banking. Ma wuerde hart daran arbeiten etc.

Mit einfachen Worten: Sie haben entdeckt, dass die Erde keine flache Scheibe, sondern rund ist! Online-Banking ... oder wie Merkel jetzt sagen wuerde: Neuland!

Mir wird das Ganze einfach zu bloed und ich sage: "Ich muss jetzt auch eine harte Entscheidung faellen: Ich kuendige mein Konto."

Die Sache hat nur einen Haken: ich habe noch Schulden bei der Bank. Das sagt sie mir auch und deshalb waere es nicht moeglich mein Konto aufzuloesen. Ich erwiedere, es waere mir voellig Wurscht. Ich kann meine Schulden auch manuell abbezahlen. Denn eins ist sicher: von nun an geht kein Geld mehr auf dieses Konto ein. Aus die Maus. Frueher oder spaeter wird es dann so oder so geschlossen. Also ersparen wir uns den Kickhack und machen gleich zu.

Das waere nicht so einfach, meint sie. Denn sie kann da eh nix machen. Ich braeuchte einen neuen Termin mit einer anderen Kollegin, die dafuer zustaendig ist.

Und wieder ein paar Tage spaeter sitze ich in einem anderen Buero. Die Dame ist schon vorbereitet. Es dauert ganze acht Minuten. Danach ist mein Konto Geschichte. Von nun an habe ich ueberhaupt kein Konto mehr. Bei keiner Bank.

Als ich das alles einem irischen Bekannten erzaehle meint er nur:
"Ich haette damals, waehrend dem Boom €100.000 Kredit aufnehmen und so wie viele andere einfach verschwinden sollen. Weg von hier nach Australien oder Kanada. Ich koennte mir heute in den Arsch beissen, dass ich es nicht getan habe!"

In meinem Fall sind es nur €5.000 und wenn der Tag kommt, werde ich genau das tun.

Kleiner Nachtrag: Ich habe mich dazu entschlossen schon ab jetzt nichts mehr zurueckzuzahlen. Als kleines Dankeschoen sozusagen. Bad credit rating? Hell, I'm gonna kill myself! Sollen sie mich doch verklagen ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.